Echazbahn
Vorgeschichte
Seine Majestät König Wilhelm I. beschäftigte sich schon seit 1830 mit der „Vervollkommnung des württembergischen Verkehrswesens durch Eisenbahnen“. Dies geschah zu einer Zeit in der in Deutschland allmählich die Industrialisierung einsetzte. Auch über den Ausbau der Schiffahrtswege und einem Kanalsystem zwischen Neckar, Donau und Bodensee wurde nachgedacht. Ein im Jahre 1834 erstelltes Gutachten nannte die Eisenbahn das geeignete Verkehrsmittel für die Verbindung zwischen dem Neckartal und dem Bodensee.
Diese Bahn sollte durch das Remstal bis Aalen, dem Kocher- bzw. Brenztal folgend bis Ulm und von dort aus durch die Täler der Riß und des Schussen nach Friedrichshafen an den Bodensee führen.
Relativ spät entschloß man sich im Königreich Württemberg die Eisenbahn von Stuttgart ausgehend an den Bodensee und nach Heilbronn zu bauen. Am 18. April 1843 wurde das Gesetz zum Bau von Eisenbahnen erlassen. Damit waren die Grundlagen für den Bau von Eisenbahnen in Württemberg geschaffen. Aber es sollte noch weitere 30 Monate dauern, bis am 25. Oktober 1845 der erste Zug von Cannstatt nach Untertürkheim fuhr. Diese Bahn, Centralbahn genannt, erfuhr ihre Fortsetzung allerdings nicht, wie ursprünglich geplant durch das Remstal, sondern folgte dem Neckar bis Plochingen, der Fils bis Geislingen, gelangte über die berühmte Geislinger Steige, der ersten Gebirgsbahn der Welt, auf die Hochfläche der Schwäbischen Alb und weiter ins Donautal nach Ulm.
Zuvor wurden Erkundigungen in den Nachbarstaaten und in Übersee eingeholt. Auf Vorschlag des maschinentechnischen Leiters der Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen Ludwig Klein (*1813 †1881), wurde die Einführung des amerikanischen Systems beschlossen. Dort hatten sich Mittelkupplung und wegen des leichten und teilweise schlechten Oberbaues vierachsige Personenwagen durchgesetzt. Eine geringe Achslast ließ sich einfach dadurch erreichen, indem man die Last des Wagenkastens auf vier Achsen verteilte. Ganz nebenbei wurden dadurch die Laufeigenschaften der Wagen erheblich verbessert.
Die Centralbahn war ein Teil der späteren Magistrale Bruchsal/Heilbronn – Stuttgart – Ulm – Friedrichshafen; am 1. Oktober 1853 war dieser Bau mit dem Anschluß an die Großherzoglich Badischen Eisenbahn in Bruchsal abgeschlossen. (siehe Abb. oben)
Mit dem ersten Bauabschnitt, der schon länger geforderten oberen Neckarbahn Plochingen – Reutlingen wurde 1857 begonnen. Die Eröffnung bis Reutlingen war am 20. September 1859.
Rottenburg wurde am 12. Oktober 1861, die Orte Eyach und die Stadt Horb wurden am 1. November 1864 bzw. am 1. Dezember 1866 ans württembergische Bahnnetz angeschlossen.
Mit Verzögerungen, bedingt durch den österreichisch-preußischen Krieg 1866 und den deutsch-französischen Krieg 1870/71, erfolgte der weitere Ausbau des Netzes.
Zwischen 1864 und 1875 wurden folgende Bahnlinien gebaut:
· die Brenzbahn Aalen – Heidenheim,
· die Nagoldbahn Pforzheim (Brötzingen) – Horb,
· die obere Neckarbahn von Horb nach Immendingen bzw. Villingen,
· die Donautalbahn von Sigmaringen nach Ulm,
· die Allgäubahn von Herbertingen nach Isny
· die Zollernbahn von Tübingen nach Balingen.
Von 1887 bis 1898 fand das Netz der Hauptbahnen seinen Abschluß. Es wurden Neben- und Kleinbahnen als Zubringer für die großen Linien und für den Pendelverkehr geplant und gebaut. Darunter auch die am 2. Juni 1892 eröffnete Strecke Reutlingen – Honau. Die Weiterführung der Bahn Honau – Lichtenstein – Münsingen erfolgte am 1. Oktober 1893 und am 1. August 1901 wurde die Bahn von Münsingen bis Schelklingen eröffnet. Mit 58 Kilometer Streckenlänge war die Bahn von Reutlingen nach Schelkingen die längste Nebenbahn im Netz der Württembergischen Staatsbahnen.
Bereits im Winter 1887/88 wurden Kostenvoranschläge und Pläne für den Abschnitt Reutlingen – Honau eingeholt und ausgearbeitet. Am 29. März 1889 verpflichtete sich das Oberamt Reutlingen zur Übernahme der Grunderwerbkosten, wenn mit den Bauarbeiten der Strecke bis Honau sofort begonnen wird und die Bahn bis 1. Januar 1890 bis Münsingen gesetzlich verankert würde.
Daten zur Echazbahn
Daten und Termine der Bahnstrecke Reutlingen – Honau
Eröffnungsfeier: | 2. Juni 1892 |
Inbetriebnahme: | 3. Juni 1892 |
Stillegung: | 28. Mai 1983 |
Abbau: | Februar/März 1984 |
Zugehörigkeit
Königlich Württ. Staatseisenbahn | 1892 – 1920 |
Deutsche Reichsbahn Gesellschaft | 1920 – 1945 |
Südwestdeutsche Eisenbahnen | 1946 – 1952 |
Deutsche Bundesbahn | 1953 – 1983 |
Bahnhöfe – Streckenlänge – Schienenhöhe ü. NN
Reutlingen (Bf.) | km 0,000 | 375,2 m |
Eningen (Hst.)* | km 3,139 | 405,7 m |
Pfullingen (Bf.) | km 4,905 | 429,0 m |
Pfull. Papierfabr. (Hp.) | km 6,167 | 447,8 m |
U.hsn Spinnerei (Hp.) | km 8,316 | 481,4 m |
Unterhausen (Hst.) | km 9,874 | 507,9 m |
Honau (Bf.) | km 11,043 | 525,4 m |
* Die Haltestelle Eningen u.A. wurde 1906 in Reutlingen Süd (Südbahnhof) umbenannt.